Erprobungsprojekt „Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung in der Fahrschulausbildung“

Fahranfänger unterliegen einem hohen Unfallrisiko, das nicht zuletzt auf unzureichende Kompetenzen bei der Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung zurückzuführen ist. Daher wurde bereits in den 1970er Jahren gefordert, derartige Kompetenzen in der Fahrschule auszubilden und bei der Fahrerlaubnisprüfung zu prüfen. Allerdings gibt es bis heute in Deutschland – im Gegensatz zu anderen Ländern – keine speziellen Ausbildungseinheiten zur Gefahrenlehre und keinen Verkehrswahrnehmungstest.

Zur Behebung der genannten Defizite hat die IPV GmbH – teilweise in Kooperation mit der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e. V. – zwei innovative Ausbildungseinheiten für den Theorieunterricht entwickelt. Die erste Einheit dient der Aneignung von Wissen über fahranfängertypische Kompetenzdefizite und von Strategien zur Verkehrsbeobachtung. In der zweiten Einheit werden die erworbenen Kompetenzen dann – in Anlehnung an das Projekt „Regio-Protect 21“ – auf regionale Gefahrenstrecken im Wohnumfeld der Fahrschüler angewendet. Darüber hinaus wurde eine fachdidaktische Anleitung zum Befahren der Gefahrenstrecken im Realverkehr erarbeitet. Zur Überprüfung der Ausbildungsergebnisse hat die IPV GmbH schließlich im Auftrag TÜV│DEKRA arge tp 21 einen Prototyp für einen Verkehrswahrnehmungstest entwickelt. Dadurch kann eine enge Verzahnung der Fahrschulausbildung und Fahrerlaubnisprüfung im Sinne gemeinsamer Anforderungs- und Bildungsstandards gesichert werden.

Die erarbeiteten Materialien werden derzeit in vier Bundesländern erprobt. Dazu werden Fahrschüler mit einer herkömmlichen Fahrschulausbildung und Fahrschüler, die anhand der Projektmaterialien ausgebildet wurden, im Hinblick auf ihre Kompetenzen zur Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung verglichen. Die Fahrschüler werden drei Mal − vor Ausbildungsbeginn, vor dem Ablegen der Theoretischen Fahrerlaubnisprüfung und vor dem Ablegen der Praktischen Fahrerlaubnisprüfung – mit Hilfe von Wissenstests und einem Verkehrswahrnehmungstest untersucht. Zum dritten Messzeitpunkt werden die Fähigkeiten zur Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung zusätzlich im Realverkehr erfasst; hierzu wird auf das e-Prüfprotokoll der Optimierten Praktischen Fahrerlaubnisprüfung zurückgegriffen.

Christiane Jordan vom Fahrlehrer-Verband Berlin e. V. bei der Erprobung der Ausbildungseinheiten